O-Ton 1:

"Als ich in die Provinz Reggio Emilia kam wurde ich beauftragt, die Gruppi di difesa della donna (GDD), die Frauenverteidigungsgruppen anzuleiten. Es gab hier bereits eine solche Organisation, die die Frauen der ländlichen Gegenden in den Widerstand mit einband. Als ich ankam, wurde ich die Anführerin dieser Bewegung.

Dort habe ich viel gelernt und bin politisch gewachsen. Als Anführerin der GDD wurde auch ich zu den illegalen Versammlungen der Führungsspitze der kommunistischen Partei von Reggio geladen, das heißt, ich kam in Kontakt mit den Anführern der politischen Resistenza im Reggiano.

Wie war dieses illegale Leben? Viele Genossen, die aus anderen Gegenden kamen, hatten wie ich keinen festen Wohnort. Wir hatten falsche Dokumente, einen Kampfnamen, der wiederum anders war als der im Dokument stand. Wir schliefen und aßen in den Häusern, die uns die in der Legalität lebenden Unterstützerinnen und Unterstützer des Widerstands zur Verfügung stellten. Wir wussten am Morgen nicht, wo wir am Abend schlafen würden.

Es gab Häuser, in denen die Gastfreundschaft nicht gerade überschwänglich war, es gab aber andere, die dir ihr Herz schenkten und die waren in der Mehrzahl. Es wird mir nie richtig gelingen, die Großzügigkeit und Warmherzigkeit dieser Frauen vom Land zu schildern, die mich damals aufnahmen und versorgten.

Meine Arbeit war sehr wichtig. Doch es war mir immer noch zu wenig. Ich wollte kämpfen, wollte in die Berge gehen.“


O-Ton 2:

"Bei einer Versammlung der Kommandanten werde ich zur Stellvertreterin des politischen Kommissars der Brigaden im Reggiano ernannt. Ich war glücklich. Als Kommissarin habe ich einen politischen Auftrag gehabt, der mir sehr gefiel. Als Kommissarin hatte ich die Aufgabe, die Genossen politisch zu schulen und moralisch zu unterstützen, diese jungen Männer, die vor allem zum Widerstand gekommen waren, weil sie den Faschismus und Nazismus ablehnten. Aber sie hatten keinerlei ideologische Basis und Schulung erhalten, sie wussten nichts von Politik. Ihr müsst wissen, im Faschismus lernte man nichts, es war eine Diktatur, ähnlich wie in Deutschland. Hier warst du entweder Faschist oder du warst ein Nichts. Das, was ich von den Onkeln und den Genossen in Reggio gelernt hatte, nutzte mir nun bei den Partisanen. Ich habe dort gemacht, was alle gemacht haben, habe an Kämpfen teilgenommen, an bewaffneten Aktionen...


O-Ton 3:

"Leider haben wir in dieser Zeit hassen gelernt. Wir liebten die Menschen in unserem Land und wir hassten die Faschisten mit aller Kraft, vor allem aber die Nazis. Manchmal, sehr selten, ist ein Deutscher in unsere Reihen gekommen, es gab solche Ausnahmen. Aber die Nazis haben im besetzten Italien wirklich furchtbare Gräueltaten verübt. Als Kommissarin musste ich Gefangene und Spitzel verhören. Ich wandte dabei zwar nicht die Methoden der Deutschen an, doch was man den Frauen so nachsagt, sie seien zartfühlend und weich, davon verspürte ich während dieser Arbeit überhaupt nichts, wirklich definitiv nichts."